Deutsche Auswanderer in Amerika
Wer einen Roman über die Auswanderung nach Amerika sucht, dem seien die Auswanderer-Krimis von Kai Blum empfohlen, die auf dieser Seite vorgestellt werden.
Mehr als 46 Millionen Amerikaner sind Nachfahren deutscher Auswanderer. Das 19. Jahrhundert sah mit 8 Millionen Menschen den Höhepunkt der deutschen Auswanderung in die USA, wovon die Achtziger Jahre mit rund 1,5 Millionen Menschen noch einmal besonders hervorragen.
Deutsche Bauern besiedelten damals weite Landstriche, insbesondere in den Präriegebieten von Nebraska, Kansas, North und South Dakota. Auf der Grundlage des Homestead-Gesetzes erhielten viele von ihnen nahezu kostenloses Land. Die Eisenbahngesellschaften boten außerdem preiswertes Land in ihren Einzugsbereichen an. Es war in ihrem Interesse, Menschen anzusiedeln, damit sie deren Ernten in die Großstädte und umgekehrt Gegenstände des täglichen Bedarfs sowie Baumaterialien für die Siedler transportieren konnten. Um viele Siedler in diese Gegenden zu locken, priesen sie schon in Deutschland in Werbematerialien den fruchtbaren Boden und das angeblich günstige Klima an.
Viele besitzlose Bauern in Deutschland, besonders im Norden, wurden mit der Aussicht auf Land und Freiheit angelockt. Aus jedem Dorf wanderten in der Regel mehrere Familien aus und durch ihre Briefe wurden Freunde und Verwandte in der Heimat auf dem Laufenden gehalten und oft ebenfalls zu einer Auswanderung bewegt. Das führte dazu, dass um 1900 rund 40% der landwirtschaftlichen Nutzfläche der USA im Besitz von deutschen Auswanderern bzw. deren Kindern waren.
Aber auch in den deutschen Städten war das Auswandern ein Thema, insbesondere nach der Verabschiedung des Sozialistengesetzes. Viele deutsche Arbeiter, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die USA auswanderten, waren Sozialisten und bestimmten ganz wesentlich die Gewerkschaften und den Arbeitskampf während der Industrialisierung der Vereinigten Staaten.
Die von deutschen Anarchisten herausgegebene Arbeiter-Zeitung in Chicago spielt eine zentrale Rolle im dritten Auswanderer-Krimi.
Diese historischen Auswanderer-Romane lassen die neue Welt der Deutschen in Amerika auferstehen
"Kai Blums Auswanderer-Krimis heben sich von der Masse der Histo-Krimis und wohl auch der Auswanderer-Romane ab." (Histo-Couch.de)
Die ersten drei Bände der Auswanderer-Krimis von Kai Blum lassen ihre Leser an der Besiedelung North Dakotas und am Kampf um den Achtstundentag in Chicago teilhaben und handeln in den Jahren 1881, 1883 und 1886. Weitere Bände sind geplant und sollen einen Bogen bis ans Ende des Zweiten Weltkriegs spannen und die Reihe zu einer echten Auswanderer-Saga entwickeln, die der aus Mecklenburg eingewanderten Familie sowie deren Freunden und Nachbarn folgen soll.
- Band 1: Hoffnung ist ein weites Feld
- Band 2: Man erntet, was man sät
- Band 3: Mit Müh und Not
Der Autor hat sich intensiv mit der Geschichte der deutschen Auswanderer beschäftigt und hat selbst in der Dakota-Prärie und in Chicago gelebt. In einem Interview mit Moment New York sagte er:
Am wichtigsten waren natürlich die direkten Verbindungen, die manche Menschen, die ich getroffen habe, noch zu dieser Zeit hatten. Eine alte Frau war zum Beispiel noch in einer Erdhütte geboren worden, so wie sie die meisten Siedler anfangs bewohnt hatten, weil sie kein Geld für Bretter hatten, die in der baumlosen Prärie sehr teuer waren. Im ersten Teil meiner Auswandererkrimis, Hoffnung ist ein weites Feld, beschreibe ich das ausführlich. Dann sind da natürlich auch überall deutsche Namen, sowohl der Leute als auch was viele Orte betrifft, und auf Friedhöfen gibt es die Grabsteine der deutschen Siedler.
Die meisten Informationen habe ich aus Büchern, Briefen und Fotos gewonnen, die von verschiedenen Archiven in den Präriestaaten digitalisiert wurden. Im Museum der South Dakota State Historical Society in Pierre, wo ich eine Weile gewohnt habe, lassen sich zudem viele Gebrauchsgegenstände und landwirtschaftliche Geräte aus dieser Zeit sowie eine richtige Erdhütte betrachten.
Deutsche Auswanderer in der baumlosen Prärie bauten anfangs Häuser aus Erdplatten, da Bretter und Balken zu teuer waren.
Die Auswanderer-Romane tauchen in die neue Welt der deutschen Siedler ein und bringen uns die schwierigen Bedingungen nahe, mit denen sie zu kämpfen hatten, wie unheimlich heiße Sommer und extrem kalte und schneereiche Winter. Anders als von den Eisenbahngesellschaften angepriesen, war das Klima nämlich alles andere als günstig. Dazu kam, dass sich ernsthafte Rivalitäten zwischen den Siedlern ausbildeten und dass zum Teil auch noch alte Rechnungen aus der Heimat offen waren. Besonders in den kleinen Städten, die im Rahmen der Besiedlung ebenfalls entstanden, gab es Machtkämpfe. Dazu gab es eine Konkurrenz zwischen den Städten, in denen es nicht selten ums Überleben der jungen Orte ging. Da auch einige zwielichtige Gestalten in die Siedlungsgebiete kamen, waren Mord und Totschlag nicht ausgeschlossen.
Und doch handelt es sich bei diesen Romanen nicht um Western. Vielmehr kann man sie eher dem Genre des Prärieromans zuordnen, der einen festen Bestandteil der nordamerikanischen Literatur bildet, jedoch in Deutschland nahezu unbekannt ist. Der Autor unternimmt mit seinen Büchern den Versuch, dies zu ändern. Histo-Couch.de stellt fest, das Projekt "bereichert die Landschaft der historischen Romane ungemein."
Die ersten beiden Bände sollten unbedingt zusammen gelesen werden, da der zweite Band Antworten auf einige offene Fragen aus dem ersten Band gibt. (Vielleicht sollte man diese Romane langfristig zu einem Buch zusammenfassen.)
Die Lektüre des Romans zur Haymarket Riot in Chicago (Band 3) kann auch unabhängig von den ersten beiden Bänden erfolgen, obwohl Leser in ihm alte Bekannte aus Band 1 und 2 treffen.
"Wie auch mit den ersten beiden Bänden schaffte Kai Blum es erneut, mich zu begeistern. Authentisch schildert er die historischen Ereignisse und hat die fiktiven Charaktere mit ihren Erlebnissen gekonnt eingebaut." (Die-Rezensentin.de)
In Chicago kann man heute noch die Spuren deutscher Auswanderer entdecken. Diese Kirche befindet sich im Stadtteil Lincoln Park.
Abschließend noch einige interessante Zahlen zum Thema deutsche Auswanderer in Amerika:
- Einige Großstädte im Mittleren Westen hatten Ende des 19. Jahrhunderts einen sehr hohen Prozentsatz deutschstämmiger oder aus Deutschland eingewanderter Bewohner: Detroit (Michigan) 41%, St. Louis (Missouri) 45%, Cincinnati (Ohio) 54%, Davenport (Iowa) 62% und Milwaukee (Wisconsin) 70%.
- In den USA gab es Ende des 19. Jahrhunderts Hunderte deutsche Zeitungen, darunter viele Tageszeitungen.
- Ungefähr 100.000 Russlanddeutsche wanderten bis 1900 in die USA ein. Die Zahl ihrer Nachkommen beträgt heute ca. 1 Million.
Um 1900 waren 70% der Einwohner von Milwaukee deutsche Auswanderer bzw. deren Kinder.