Aufbruch ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Studieren, Arbeiten und Leben in den USA: Tips für Neuankömmlinge
"Aus Erfahrung klug werden" - dieser Spruch trifft nicht nur auf eigene Erlebnisse zu, sondern lässt sich auch darauf beziehen, die Erkenntnisse anderer Menschen zu nutzen. Wer nach Amerika auswandern will, sieht sich mit dem Alltag in einem fremden Land konfrontiert. Ganz gleich, wie oft man schon im Urlaub oder beruflich in den USA war, dort zu leben ist doch etwas anderes. Da kommt ein Buch wie Aufbruch ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten von Gisela und Heiko Spallek wie gerufen. Fesselnd berichten die Autoren über ihren Neuanfang in den USA, über die Probleme, die sie zu bewältigen hatten, und die Erfolge, die sich einstellten. Diese lebendige Mischung aus Erfahrungsbericht und Ratgeber beschreibt das Leben in den USA aus deutscher Sicht, kritisch und doch ausgewogen, und macht Mut zu einem Neuanfang in Amerika. Wir hatten die Gelegenheit, Gisela Spallek zu einigen ihrer Erfahrungen zu befragen:
|
"Man kann sich hier freier entwickeln ..."
usabuch.com: Mit welchen Erwartungen seid ihr in die
USA gegangen?
Gisela: Wir waren beide 1996 beruflich sehr
unzufrieden trotz "gutklingender" Anstellungen in
Deutschland. Es gab keinen Raum für
Weiterentwicklung/Qualifikation und keine Aussichten
auf einen langfristigen Arbeitsvertrag. Da wir 1991
schon einmal sehr gute Erfahrungen mit den
USA gemacht haben - mein 3monatiges Forschungsstudium
an der Columbia University in NYC - waren wir in Bezug
auf eine "relocation" sehr offen und haben unsere
Job-Suche auch auf die USA ausgedehnt. Es konnte nicht
viel schlimmer werden! Unsere Erwartungen? Nachdem
Heiko die Zusage für Temple University Philadelphia
erhalten hatte, hielten wir einen 1-Jahres-Vertrag in
unseren Händen (eigentlich nicht einmal einen
Arbeitsvertrag im herkömmlichen Sinne, es war nur ein
sogenanntes "dean's appointment"). Wir haben gehofft,
dieses eine Jahr gut zu meistern und - falls es uns
gefällt - auf bis zu 3 Jahre verlängern zu können. Von
Anfang an hatten wir vor, die Zeit in den USA zu
nutzen, um ein Zusatzstudium (Richtung
Computer/Business) zu machen. Zu
dem Zeitpunkt hatten wir jedoch noch keine Ahnung, ob
dies möglich/realisierbar/zu schaffen ist.
usabuch.com: Jetzt seid ihr aber schon mehr als drei
Jahre in den USA - also muss alles gut gelaufen sein?
Gisela: Das kann man wohl sagen :) Eines hat das
andere ergeben. Schon nach wenigen Wochen war Heiko
klar, daß er den amerikanischen Arbeitsstil (verbunden
mit Offenheit, Förderung und
auch Anerkennung) der deutschen Hierarchie vorzieht.
Wir haben auch relativ schnell erkannt, daß man hier
in den USA Ideen und Projekte viel einfacher
realisieren kann - z.B. ist die Gründung einer Firma
gar kein Problem, auch nicht bei hauptberuflichem
Angestelltenverhältnis (Im Gegensatz, Heikos neuer
Chef, der von der Idee begeistert war, ist von Anfang
an Partner in
unserer Company). Mit anderen Worten: Man kann sich
hier freier entwickeln, eigene Ziele verfolgen, die
Arbeit macht mehr Spaß - "live is easier". Daher
verwundert es vielleicht nicht, daß wir unseren
Vorsatz so schnell aufgegeben haben: Nach schon 4
Monaten haben wir unseren
GreenCard-Antrag gestellt, nach 7 Monaten ein Haus
gekauft. Inzwischen ist unsere Firma
gewachsen, wir haben ein Buch über unsere Übersiedlung
geschrieben, führen ein Online-Diskussionsforum für
Ausreisewillige etc... Und wer weiß, was in den
nächsten 3 Jahren passiert - wir legen uns nicht mehr
fest!!
usabuch.com: Einige Aspekte des Lebens sind aber in
den USA härter als in Europa. Worauf sollten
Auswanderungswillige vorbereitet sein?
Gisela: Eine gute Frage - besonders in Anbetracht der
häufigen Vorstellungen, die immer wieder in unserem
Diskussionsforum geäußert werden. Erstens ist das
"Auswandern" bzw. "Einwandern" alles andere als
einfach und es gibt wahrlich größere Probleme zu
meistern als den Transport der Wohnungseinrichtung
oder eines Haustieres. Ich glaube, vielen ist nicht
klar, das es hier in den USA ganz krasse Bestimmungen
gibt - es wird nicht einfach jeder ins Land gelassen,
es wird schon auf eine bestimmte Art selektiert: Wer
über Fähigkeiten, die der Gesellschaft nützlich sind
(Beruf, Engagement z.B. für
Firmengründung/Arbeitsplatzbeschaffung) verfügt, hat
gute Chancen. Daher ist eine gute Ausbildung aus
meiner Sicht die wichtigste Grundlage. Viele meinen
auch, daß das Leben in den USA viel einfacher sei -
ich bin mir nur nicht ganz im Klaren, was Leute, die
hier noch nie gelebt haben, darunter verstehen. Klar,
60% der Amerikaner wohnen in den eigenen 4 Wänden und
fast jede Familie hat mehr als ein Auto. Aber ist das
ein Anzeichen für ein "gutes Leben"? Die Realität
sieht für die Mehrzahl der Bevölkerung anders aus. Der
Durchschnittsamerikaner hat mehr als $5.000 Schulden
auf seiner Kreditkarte (und hier sind Kredite für Haus
und Auto nicht einmal eingerechnet), der Mindestlohn
liegt derzeit bei US$5,15/Stunde (das erbringt ein
Jahreseinkommen unter $10.000), durchschnittlich
bekommt ein Angestellter 10 Tage Urlaub im Jahr. Damit
gehen viele Amerikaner nicht nur einem sondern 2 oder
gar 3 Jobs nach, um ihre Familie über Wasser zu
halten.
Um auf den Punkt zu kommen: Auswanderungswillige
sollten wissen, daß der viel geträumte Weg vom
Tellerwäscher zum Millionär sehr, sehr steinig ist und
viel Einsatz, harte Arbeit, Engagement und vor allem
auch Risikobereitschaft verlangt. Wer eine gute Idee
hat oder eine Marktlücke
entdeckt, der hat gute Chancen, daß er hier sein
Projekt verwirklichen kann und damit auch Erfolg hat.
Wer nur einen Job 9-5, 5/7 (9-17 Uhr, 5 Tage die
Woche) sucht, der ist in Deutschland mit festem
Einkommen, alters (und nicht leistungs-)abhängiger
Urlaubsregelung und gesetzlicher
Krankenversicherung sicher besser dran.
usabuch.com: Würdest du der Behauptung zustimmen, dass
Flexibilität eine absolute Voraussetzung für das Leben
in den USA ist?
Gisela: Unbedingt. Aber auch: Mut zur Veränderung,
Risikobereitschaft, Offenheit und Toleranz (Wir sind
doch hier die "Ausländer", nicht wahr?).
usabuch.com: Wie lange dauert es, sich in den USA einzuleben?
Gisela: Hm. Nicht so einfach zu beantworten. Wir waren uns schon nach 3
Monaten sicher, daß wir länger bleiben wollen und haben uns um die
GreenCard
beworben. Nach 6 Monaten hielten wir Ausschau nach einem Haus. Aber das
heißt ja nicht unbedingt, daß man sich schon richtig eingelebt hat.
Dazu
gehört auch ein Freundes- und Bekanntenkreis, der erst einmal erobert
und
dann auch "gepflegt" werden will. Und die Sehnsucht nach bestimmten
typisch
deutschen Dingen bleibt natürlich - nach einem Jahr hatten wir einen
deutschen Fleischer gefunden, nach 2 Jahren fing Heiko an, selber
Sauerteig/Vollkornbrot zu backen und seit kurzem machen wir auch
unseren
eigenen (cremig-fetthaltigen) Joghurt.
Ich kann nicht sagen, daß mir Deutschland fehlt, obwohl ich meine
Familie
und unsere Freunde oft vermisse.
Ich glaube, die eigene Grundeinstellung ist entscheidend, wie lange der
ganze Prozeß dauert, bis man sich hier zu Hause fühlt. Ob man bereit
ist,
sich zu integrieren (ohne dabei die eigene deutsche Identität
aufzugeben).
Einen Unterschied mag es auch machen, ob man hier allein / mit einem
deutschen Partner lebt oder ob man mit einem/r Amerikaner/in
verheiratet
ist.
Wer nur für 6 Monate rüberkommt, lebt sich vielleicht gar nicht ein, da
er
ja schon fast wieder auf dem Sprung nach Hause (Deutschland) ist.
Man muß sich schon richtig auf das Abenteuer einlassen ...
Aufbruch ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist eine äußerst empfehlenswerte Lektüre für alle, die mit dem Gedanken spielen oder schon fest entschlossen sind, in die USA auszuwandern.
Preisinfo und Kaufmöglichkeit bei Amazon.de
|